Es geht heiß her.

Kurz bevor wir losstarten, ändern Roland und Carlo die Route. Sie haben einen Track also eine unbefestigte Straße entlang der Bahnlinie gefunden, die im Westen durch die Dasht-e-Kavir Wüste verläuft.  Zuerst finden wir den Einstieg nicht, und als wir dann endlich auf dem richtigen Track sind, ist es bereits nach 13 Uhr. Die breite Schotterstraße führt entlang einer eingleisigen Bahnlinie durchs Nirgendwo, und geht ausschließlich geradeaus. Rechts und links von uns Wüste und ein paar einsame Büsche. Hin und wieder fahren wir an Häuserruinen und wir sind uns nicht sicher, ob sie 3 oder 300 Jahre alt sind. So richtig kann man das nicht erkennen. Die Sonne steht hoch am Himmel und obwohl ich unglaublich viel Wasser trinke, wird mir schwindlig. Wir sind seit über einer Stunde in der prallen Sonne unterwegs bei 45°C. An einem kleinen noch nicht ganz ausgetrockneten Salzsee machen wir Pause, ich setze mich in den Schatten meines Motorrads, esse Obst und verschnaufe.

Eine weitere Stunde und zwei entgegenkommende Zügen später, haben wir noch nicht mal die Hälfte der geplanten Strecke geschafft. Eigentlich sollten wir schon längst in der Stadt Nain sein, der geographischen Mitte Irans. Außer einer Bergkette ganz weit entfernt am Horizont ist aber nichts zu sehen. Ich merke, wie mir die Kraft ausgeht und ich sage Roland, dass ich nicht mehr lange durchhalte und eine Pause brauche. Roland meint, es sind nur noch 10 km und tatsächlich erkenne ich kurz darauf Autos, die über eine Brücke am Ende unseres Tracks fahren. Ich gebe Gas, Roland meint, ich soll jetzt nicht hetzen, aber ich muss raus aus der Sonne. Mit letzter Kraft erreichen wir eine Art gemauerte Jurte rechts neben der Straße. Ich halte an und falle quasi vom Bike, reiße mir Helm und Jacke runter, lege mich auf den Kies in den Schatten und japse nach Luft. Ich bin komplett durchgeschwitzt und mir ist schlecht, meine Hände kribbeln – jetzt bitte keinen Krampf in den Fingern flehe ich.

Ein kleiner, drahtiger Mann Mitte 60 kommt aus der Jurte und bittet uns hinein. Er setzt mich vor die Klimaanlage, rennt zum Kühlschrank und gibt mir kaltes Wasser in einer Plastikschüssel, das ich schnell austrinke. Als er meine Hände sieht, kratzt er Eis aus dem Kühlschrankfach und bringt es mir. Dann redet er wild auf Roland ein, zeigt auf mich, dann in Richtung Sonne, dann hebt er meine Jacke auf, zeigt wieder auf mich, schüttelt den Kopf und redet weiter auf Farsi mit Roland. Roland steht etwas verloren vor ihm und sagt dann zu mir: Oh je, ich glaub er schimpft mich. Dann sagt er auf Bayerisch zu dem Mann: „Ja, i woas scho, aber die hoid scho was aus. Des passt scho.“ Der Mann schüttelt den Kopf, kommt wieder zu mir, mit einem Topf und fragt, ob ich essen will. Ich bedanke mich und bedeute nein, dann sagt er „Cay“ und geht mit dem Teekessel aus der Jurte.

Roland hat inzwischen Müsliriegel gebracht, ich esse zwei und es nach einiger Zeit geht es mir besser. Ich sehe mich um. Wo bin ich hier gelandet. Es ist ein kleines, rundes Haus, innen blau gefliest, natürlich liegt ein Perser-Teppich am Boden. In der Mitte stehen ein paar Betten, ich sehe einen Kühlschrank, Fernseher, Bürostühle und unglaublich viele Männerschuhe. Also eher Schlappen. Wir wissen, dass in der Nähe ein Militärflughafen ist, aber nach Militär sieht der Mann uns nicht aus.
Er kommt zurück mit einem anderen, jüngeren Mann. Wir trinken alle zusammen Tee und er möchte ein Foto von uns machen. Denke ich aber es wird ein Video. Der drahtige Mann setzt sich zwischen Roland und mich, legt seine Arme auf unsere Schulter und fängt an, auf Farsi zu erzählen. Das Theater beginnt von vorne. Er zeigt auf Roland, auf mich, meine Jacke und die Sonne. Oh je, was hab ich nur angerichtet. Was für eine skurrile Situation, Roland und ich lachen herzlich.

Sie bieten uns an, hier zu schlafen. Wir möchten aber weiterfahren und nach einer knappen Stunde Pause sitzen wir wieder auf den Bikes. Vorher hat der Mann mir noch Toffee-Bonbons zugesteckt – falls ich müde werde – soweit ich ihn verstehe, und für Roland hat er Benzin aus einem Auto abgefüllt. Roland muss es unbedingt in seinen Ersatzkanister füllen. Geld will er natürlich keines.

In dem Moment, als wir Kashan erreichen, geht die Sonne unter. Trotzdem hat es noch 42°C. Wir checken in dem süßen Hostel ein, das uns Carlo empfohlen hat. Wie auch schon das Hotel in Yazd ist es mitten in der Stadt und sehr traditionell gehalten, was uns viel besser gefällt als normale Hotels. Von hier aus wollen wir morgen eine kleine Sightseeing-Runde starten, bevor es weiter nach Tehran geht.

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