Raceday in Saint Raphael: Das sind die Sultans of Sprint

Sultans of Sprint – das ist eine Serie von vier 1/8-Meile-Sprintrennen in Europa, die vor drei Jahren von dem Franzosen Sebastien Lorentz und seiner Freundin Lolo ins Leben gerufen wurde. Die Rennen finden in Monza, Spa, am Glemseck und heute hier in Saint Raphael statt. Teilnehmen dürfen je nach Klasse Zwei- oder Vierzylinder, die radikal zu Racebikes umgebaut wurden.

Natürlich ist es ein ernstzunehmender Wettbewerb. Aber es geht auch um die Party und den Spassdrumherum, den Teilnehmer und Zuschauer dabei haben. Jedes Team musste sich ein bestimmtes Motto überlegen und sich dann entsprechend präsentieren. Die Kostüme und Partytauglichkeit fließen ebenso in die Bewertung ein wie die Platzierungen bei den Rennen. Je verrückter das Kostüm und je außergewöhnlcher der Auftritt, desto mehr Punkte gibt es. Entsprechend wild geht es bei den Rennen – aber auch der anschließenden Party – zu.

Neben den Veranstaltern Sebastien und Lolo, gibt es viele weitere Menschen, die das Event so einzigartig machen. Allen voran der „Sultan“ Andreas, der mit seiner immer guten Laune und rotzfrechen Art die Rennen so unterhaltsam moderiert wie kein anderer. Dann gibt es noch Fred, der hinter der Bar dafür sorgt, dass unsere Kehlen nie trocken sind und Stamm-DJ Jörn, der mit seiner Musik alles und jeden bis spät in die Nacht hinein zum Zappeln bringt. Und natürlich das MO-Rennteam, das professionell Start und Ziel managet.

Die Rennstrecke heute liegt etwas außerhalb von Saint Raphael und als Jo, Barbara und ich dort ankommen, herrscht ein reges Treiben. Bikes werden aus den Transportern geladen und in den Vorstart geschoben. 2.000 Zuschauer stehen bereits entlang der Strecke, das Rennteam hat Position an Start und Ziel bezogen. Bis auf das Flaggirl Laura. Für das letzte Event haben sich die Veranstalter etwas ganz besonderes überlegt: Laura reitet auf einem Kamel zur Strecke.

Dann geht’s los. Nach und nach treten die Rennfahrer gegeneinander an – wer gegen wen fährt, hatte gestern das Glücksrad entschieden. Es ist ein K.O. System, wer sein Rennen verliert, fliegt leider raus. Um den Sieg in der „Freak Class“ fahren heute Mac Aco vom Team Schlachtwerk und Daniele Ghiselli. Daniele fährt als erster über die Ziellinie und gewinnt damit das Rennen in Saint Raphael. Gesamtsieger allerdings ist Mac Aco, da für das Rennen hier die doppelten Punkte vergeben werden. Er verweist damit Daniele auf Platz 2 und Philip (Team Kraftstoffschmiede) auf Platz 3.

In der Factory Class gewinnt Yamaha mit der von Workhorse umgebauten XSR 700, den Gesamtsieg holt sich Triumph mit der Thruxton R von Mellow Motorcycles.

Nach der Siegerehrung wird ordentlich gefeiert. Macaco legt ein kleines oben-ohne Freudentänzchen auf der Bühne hin und Daniele widmet seinen Preis dem verletzten Ralph. Sultans of Sprint ist nämlich mehr als nur racen!

Einige Bilder wurden freundlicherweise von Kerstin zur Verfügung gestellt.

Abschied von Roland

Heute endet Rolands und mein gemeinsames Abenteuer. Roland wird sich auf den Heimweg nach Passau machen, da er Montag wieder arbeiten muss und ich bleibe noch ein paar Tage in Frankreich.

Ich weiß nicht, ob Roland sich absichtlich Zeit lässt beim Frühstücken und Zusammenpacken aber ich interpretiere das Trödeln mal so, dass er mich eigentlich nicht verlassen möchte. Eigentlich.

Um 14 Uhr ist sein Bike fertig beladen und wir stehen uns auf der Terrasse gegenüber, Arm in Arm und haben beide Tränen in den Augen. Der Abschied fällt uns sehr schwer. Vier Monate lang waren wir tagaus, tagein zusammen, sind jeden der 28.500 Kilometer gemeinsam gefahren und haben die wildesten und schönsten Abenteuer erlebt. Die Vorstellung, ab sofort ohne den anderen zu sein, schmerzt. Wir verabschieden uns 100 Mal, er hält meinen Kopf in seinen Händen und küsst mich immer wieder. Tränen kullern über meine Wangen. Warum bin ich nur so traurig, obwohl ich weiß, dass wir uns in 3 Tagen in München wieder sehen?

Ich ermahne ihn, nicht bis zum letzten Tropfen Benzin zu warten, bevor er eine Tankstelle sucht. Und Roland bittet mich, die Kette zu reinigen und zu schmieren, bevor ich heimfahre. Wir kennen unsere Schwächen ganz genau und müssen beide schmunzeln. Er sagt, dass er irgendwo in der Schweiz übernachten wird, wenn er müde ist. Ich habe das Gefühl, dass er die 1.050 km durchfahren wird und so ist es auch. 12 Stunden nachdem wir uns verabschiedet haben, erreicht er sicher sein Zuhause und ich kann beruhigt einschlafen.

Urlaub an der Côte d’Azur

Ich war schonmal an der Côte d’Azur. Als Kleinkind. Meine Mama erzählt gern die Geschichte, wie ich damals in einem sehr feinen Restaurant auf den Stuhl gemacht habe und sie nur mit Müh und Not das Malheur aus dem Strohgeflecht entfernen konnte. Inzwischen bin ich sauber – sehr zur Freude von Barbara und Jo, die uns in ihrem Bungalow aufgenommen haben. Nach einem ausgiebigen Frühstück auf der Terrasse laufen wir zum Strand und relaxen dort bis zum Spätnachmittag. Danach steigen Roland und ich noch kurz in den Whirlpool, bevor wir zu Ralph ins Krankenhaus fahren. Die OP an seinem Bein ist gut verlaufen und bereits übermorgen fliegt ihn der ADAC nach Hause. Der Heilungsprozess wird einige Monate dauern aber die Ärzte sind zuversichtlich, dass das Bein wieder vollständig hergestellt wird.

Am Abend treffen wir alle anderen der Sultans Familie auf der Pre-Party und natürlich auch Sebastien und Lolo, die beiden Gründer und Veranstalter der Sultans of Sprint. Es ist schön, alle wieder zu sehen und ich freu mich auf unglaublich auf das Rennen morgen und die Party danach. Aber da ich heute irgendwie immer noch relativ müde bin und Roland morgen nach Hause fahren wird, machen wir uns zeitnah auf den Rückweg ins Bungalow.

Von der Adria zur Côte d’Azur ist’s nur ein Katzensprung

Buongiorno Italia! Wir erreichen Ancona bei Sonnenaufgang und begeben uns relativ schnell auf die Autobahn. Knapp 800 km sind es bis nach Saint Raphael und wir wollen keine Zeit verlieren. Nach einer knappen Stunde der erste Halt an der Autobahnraststätte für einen Cappuccino und Brioche.

Bis Bologna schaffen wir es, auf der Autobahn zu bleiben, dann wird uns das zu doof und langweilig und Roland sucht uns eine Route quer durch die Apenninen und der Fahrspaß geht wieder los. Kurven führen uns bergauf und bergab, durch eine wunderbare Landschaft und kleine italienische Dörfer. Unser 28.000 km Foto steht bald an und Roland meint, dass wir dafür noch nie an einem Restaurant halten „mussten“. Gesagt getan, die Kilometeranzeige springt genau vor der „Bar al Bobo“ auf 28.000. Ich schwöre Stein und Bein, das ist nicht inszeniert. Wir erklären dem jungen Mann hinter der Bar ganz kurz, warum er uns unbedingt vor unseren Bikes vor seiner Bar fotografieren muss und feiern den Moment mit einem Cappuccino und einer Pizzetta. Gut die Hälfte der Strecke haben wir bereits geschafft. Bis Genua läuft auch alles prima. Leider sind aufgrund des Brückeneinsturzes vor ein paar Wochen, einige Autobahnausfahrten gesperrt und unser Navi findet sich nicht mehr zurecht. Eine dreiviertel Stunde verplempern wir in diesem Verkehrschaos.

Kurz vor Frankreich fahren wir wieder auf die Autobahn. Obwohl es bereits Abend wird, wollen wir einen kleinen Umweg durch Monaco machen. Roland möchte mir die MotoGP Strecke zeigen. Blöde Idee und uns passiert das gleiche wie in Genua – wir verstricken uns im Straßengewirr und stehen lange im Stau. Gerade als wir endlich wieder auf die Autobahn auffahren wollen, merkt Roland, dass er schon länger auf Reserve ist. Also müssen wir wieder umdrehen und eine Tankstelle suchen.  Das kostet uns ebenfalls Zeit und mittlerweile ist es nach 20 Uhr. Die restlichen Kilometer auf der Autobahn sind kalt, es hat 15°C und ich will einfach nur ankommen. Es war ein langer Tag. Seit 7 Uhr sitze ich auf dem Motorrad.

Bis wir in Saint Raphael sind, ist es nach 22 Uhr. Ich hatte Barbara unseren Live-Standort geschickt und sie fängt uns am  Kreisverkehr ab und weist uns den Weg zum Campingplatz. Als wir dort einbiegen werden wir von der coolsten aller Truppen lautstark mit Applaus und einer Sprudelwasser-Dusche in Empfang genommen. Barbara und ich verdrücken ein Tränchen als wir uns umarmen. Was für ein schönes Gefühl, wieder ein Stück Heimat in den Armen zu halten.

Das Restaurant vom Campingplatz hat auf uns gewartet und die Küche noch nicht geschlossen. Wir dürfen eine Pizza bestellen, die ich aber vor Aufregung oder Erschöpfung nur zur Hälfte schaffe. Leider fehlt einer unserer Freunde. Ralph hatte gestern einen Unfall mit seinem Sprint Beemer und liegt im Krankenhaus in Saint Raphael. Morgen wollen wir ihn besuchen.