99 Ballons über Göreme

Tatsächlich schaffen wir es, vor Sonnenaufgang aufzustehen, um die vielen Heißluftballon am Himmel zu beobachten. Der Startplatz ist etwas außerhalb der Stadt in der Nähe der Felsen. Zuerst sieht man im Dunklen das helle Feuer, wie es den Ballon von innen beleuchtet, während er immer weiter aufgeblasen wird. Nach und nach steigen die bunten Ballons in der Ferne auf, bis der Himmel voll von ihnen ist und lassen sich vom Wind treiben. Einer fliegt so dicht über unserer Hotelterrasse vorbei, dass ich die Leute im Korb zählen kann. Es ist einmalig, die vielen Ballons vor der Felsenkulisse zu beobachten. Fast noch unterhaltsamer sind aber die Asiatinnen, die auf der Terrasse gegenüber Fotos von sich machen. Sie haben sich herausgeputzt wie für den Wiener Opernball, tragen wundervolle Kleider und riesen Hüte und werfen sich vor dem Fotografen oder sich selbst (für ein sogenanntes Selfie) in die unterschiedlichsten Posen. Eine gute Stunde beobachten wir die Ballons und beim anschließenden Frühstück beschließen wir,  eine Fahrt zu buchen. Obwohl uns 130€/Person eigentlich zu teuer sind – aber für uns beide wird es die erste Ballonfahrt überhaupt sein. Das ist doch ein Argument.

Den restlichen Tag verbringen wir am Pool und wenn wir schonmal in der Türkei sind und Geld ausgeben, buche ich auch ein Hamampaket für mich. Wir haben eine gemeinsame Reisekasse und schreiben nichts im Detail auf, sondern teilen einfach alles durch 2. Beim Tanken (und eigentlich auch Essen) bin ich leicht im Nachteil meint Roland, weil seine nineT mehr verbraucht als meine Zicki und er immer zwischen 3 und 5 Liter mehr tankt als ich. Da ist die Hamam-Anwendung als Ausgleich drin sagt Roland! Oh ich liebe meine sparsame Zicki.

Nach dem Hamam fühle ich mich so sauber wie schon lange nicht mehr. Seit drei Monaten lebe ich aus meinen Satteltaschen und tragen seitdem die gleichen Klamotten, wechseln auch gern ein paar Tage hintereinander das Shirt und die Socken nicht. Merinowolle sei Dank klappt das auch ohne zu Müffeln. Meistens zumindest. Das Hamam war also nicht nur was kosmetisches, sondern durchaus auch hygienischer Natur.

Zum Sonnenuntergang laufen wir auf einen der Felsen und lassen unsere Ballon-Souvenirs steigen. Da wir morgen um 4.30 Uhr aufsteheb müssen, gehen wir reaktiv früh ins Bett. Ich bin schon total gespannt auf die Ballonfahrt!

Weiterfahrt nach Göreme

Beim genaueren Betrachten der Bilder wird dem ein oder anderen aufgefallen sein, dass Roland mittlerweile Bart-Wildwuchs hat. Er geht deswegen nach dem Frühstück zum „Kuaför Elif“, der ihm nicht nur den Bart stutzt sondern auch Nasen- und Ohrenhaare. Ja, so macht man das hier in der Türkei. Ein halbes Kilo leichter und nur 1,40€ ärmer verlässt Roland den Laden wieder.

Die heutige Etappe ist lang, 698 km fahren wir bis Göreme. Die Straße ist quasi eine Autobahn, zweispurig, mit wenig Verkehr und ein paar schönen, langgezogenen Kurven. Wir sind wie immer spät gestartet, kommen aber schnell voran. Göreme liegt in Kappadokien ist bekannt zwei Dinge: Die Feenkamine und Ballonfahrten. Vor vielen Millionen von Jahren haben Vulkanausbrüche die Gegend mit Asche bedeckt, daraus bildete sich Tuffstein, der über die Jahre durch Wind und Wasser so abgetragen wurde, dass diese lustig aussehenden Feenkamine entstanden sind. Ab dem 4. Jahrhundert haben Christen in die weichen, bis zu 30m hohen Tuffstein-Kamine Kirchen und Wohnungen gebaut und dort gelebt. Die Ballonfahrten gibt es allerdings erst seit 1995, also noch nicht ganz so lang.

Göreme hat uns Helmut, ein langjähriger Freund meiner Familie empfohlen, der ein paar Jahre in der Türkei gelebt hat. Und er hatte mir auch gleich ein Hotel genannt, in dem wir tatsächlich spontan ein Zimmer bekommen. Das Kelebek Hotel ist ein Traum. Es ist terrassenförmig in den Felsen gebaut und in einigen der alten Höhlenwohnungen wurden Zimmer eingerichtet mit alten Fresken aus dem 12. Jahrhundert an Wänden und Decken. Es hat mehrere Terrassen, u.a. vor unserem Zimmer, einen Pool und ein Hamam. Gestern schreibe ich noch, dass mir das ursprüngliche Ostanatolien so gut gefällt und jetzt schwärme ich von einem der größten Touristenorte in der Türkei. Mei, ich bin halt flexibel, kann mich an die jeweiligen Umstände bestens anpassen.

Nach dem Einchecken gibt uns Yusuf vom Hotel noch den Tipp, morgen um 5.45 Uhr auf die Frühstücksterrasse zu kommen und den Flug der Heißluftballons anzusehen, die bei Sonnenaufgang über die Stadt fliegen – mittlerweile sind es über 100 an manchen Tagen.