Sonntagsausflug nach Urgut

In unserem Reiseführer steht, dass sich sonntags ein Ausflug auf den Basar nach Urgut lohnt, weil dann die meisten Händler vor Ort sind. Wir nehmen ein Privat-Taxi und zahlen 8€ für 45 Minuten Fahrt, im Sammeltaxi wären es nur 2€ gewesen, worüber sich Roland total ärgert. Auf dem Rückweg sind wir schlauer.

Der Basar ist riesig. Es sollen angeblich 80 Hallen sein, sortiert nach Themen: Haushaltwaren, Frauenkleidung, Schulsachen, Werkzeug usw. Uns interessieren besonders die Stoffhändlerinnen, die sich hinter den Hallen befinden. In Usbekistan kann man sogenannte Suzannis kaufen, das sind Stoffe aus den 50ern oder älter, mit wundervollen Mustern bestickt, die mehrere hundert Dollar kosten können. Die Suzannis hängt man sich an die Wand oder verwendet sie als Tischdecken. Es gibt natürlich auch günstigere, aber kaufen wollen wir ja sowieso nicht. Unsere Motorräder sind beladen genug. Für Souveniers ist kein Platz.

Ein paar Händlerinnen machen gerade Pause und als sie uns sehen, winken sie uns heran und bieten uns Tee an. Schon sitze ich zwischen den lustig schnatternden Frauen, mit ihren bunten Kleidern und goldenen Zähnen. Sie setzen mir Festtagsschmuck auf den Kopf, wie man ihn zu Hochzeit oder Geburtstag trägt. Ich verstehe sie nicht, und sie mich nicht, aber der Daumen nach oben bedeutet wohl, dass ich super damit aussehe.

Nach dem Basar fahren wir mit dem Sammeltaxi zu einem Park, in dem über 1.000 Jahre alte Platanen stehen. Als wir zum Eingang gehen, merkt Roland, dass er seine Brille im Taxi liegen gelassen hat. Das Taxi hatte uns an einem Lebensmittelladen rausgelasen und ich erkläre mit Händen und Füßen dem Verkäufer, was eben passiert ist. Er versteht mich tatsächlich und meint, wir sollen in den Park gehen und wenn wir wieder heraus kommen, ist die Brille da.

Also gehen wir in den Park und die größte und älteste Platane steht gleich am Eingang. Ihre Wurzeln sind so mächtig, dass vor ein paar Hundert Jahren ein 30qm Raum hineingebaut wurde, in dem Kinder unterrichtet wurden. Im Park befindet sich außerdem eine Moschee, ein Mausoleum und eine Quelle mit kleinem Teich. Es heißt, wenn man ganz genau in die Quelle sieht, kann man Allah sehen. Ich sehe ihn leider nicht.

Als wir zurück zum Lebensmittelladen kommen, liegt dort tatsächlich Rolands Etui und darin seine Lesebrille. Die Stärke der Gläser passt schon lange nicht mehr und er hätte auch zwei Ersatzbrillen dabei, trotzdem ist er glücklich, sie wieder zu haben.

Auf dem Rückweg vom Park nehmen wir witzigerweise wieder das gleiche Taxi wie vorhin und es bringt uns zum Sammeltaxi-Stand im Zentrum von Urgut. Auf einer Kreuzung hält der Fahrer an, ein Mann reicht ihm mehrere Bündel 1.000er durchs Fenster, das unserer Fahrer als wäre es ein Stück Brot zwischen sich und Rolands Sitz platziert. Dann fährt er weiter. Kurz darauf hält er wieder an und ein weiterer Fahrgast steigt ein, der ein paar hundert Meter wieder aussteigt.

Das nächste Taxi, das uns ein Stück mitnehmen soll, ist bereits voll besetzt – zumindest sehe ich das so. Auf der Rückbank sitzt eine Mutter mit zwei Jungs und Schulranzen auf dem Rücken. Ich soll einsteigen, zögere aber kurz. Zu viert hinten sitzen? Als ich die Tür öffne, setzt sich der eine Junge wie selbstverständlich auf den Schoß des anderen. Angeschnallt wird hier sowieso nicht und so rasen wir zu sechst in einem alten Renault Richtung Samarkand.

Auf halber Strecke müssen wir noch einmal das Taxi wechseln, dieses Mal steigen wir in einen dieser Mini-Busse ein, der immer wieder anhält, Leute steigen aus und andere ein. Auf dem Bus steht kein Schild (zumindest sehe ich keines) und ich frage mich, woher die Leute am Straßenrand wissen, wo der Bus hinfährt. Aber vermutlich gibt es zwischen Urgut und Samarkand keine anderen Ortschaften, in die man fahren kann oder möchte.

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