Hallo neues Leben!

Es ist es nicht nur ein Umzug von einer Wohnung in eine andere. Ich ziehe von München nach Frankfurt. Nach 39 Jahren verlasse ich meine Heimat, meine Freunde, meine Familie. Für meinen neuen Job. Seit Januar bin ich für das Marketing von Indian Motorcycle in Deutschland und Österreich zuständig und unser Büro ist südlich von Frankfurt. Auch wenn es nur knapp 400 km sind, die mich von meinem geliebten München trennen, ist es doch ein komisches Gefühl, alles hinter sich zu lassen. Und zu allem Übel für eine Stadt, die angeblich viel hässlicher und vor allem total gefährlich ist – überall Drogensüchtige und Kriminelle, werde ich von vielen gewarnt. Meistens kommen die Warnungen von Leuten aus Bayern.

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Tag 12: Im Amazonas

Ich habe die Nacht kaum geschlafen, trotzdem stehe ich um 7 Uhr auf, da wir heute relativ zeitig in den Amazonas aufbrechen möchten. Das Frühstück ist ein Gedicht: Pancakes mit Früchten, Müsli und Frischkäseflocken. Wie immer muss ich mein Essen gegen Katzen und Hunde verteidigen.

Direkt bei unserem Hostal POSADA DANTAYACO ums Eck liegt der Eingang zu „Fin del mundo“, einem Amazonaswanderweg an dessen Ende man einen 80 m hohen Wasserfall erreicht. Mein linkes Knie ist stärker geschwollen als gestern, trotzdem möchte ich mit den anderen mitgehen oder besser humpeln. Statt dem starken Tramadol nehme ich Ibuprofen, außerdem gibt mir Anita Lidocain Pflaster. Ausreichend gedopt kann es losgehen!

Das Klima hier ist tropisch warm, bereits jetzt hat es 25°C und die Luftfeuchtigkeit ist ziemlich hoch. Nachdem wir uns am Eingang von Fin del mundo registriert haben, begleitet uns ein Guide das erste Stück. Als er sieht, dass ich humpel, bringt er mir einen Stock. Für die Wanderung zum Wasserfall brauche ich fast 3 Stunden. Der Weg ist teilweise sehr steil und steinig, außerdem an manchen Stellen so rutschig, dass ich mich an den Bäumen festhalten und hochziehen muss. Die anderen warten geduldig oder helfen mir über die sehr steilen und matschigen Passagen. Und der Stock ist wirklich Gold wert, so kann ich das Knie etwas entlasten.

Der Amazonas ist genauso wie ich ihn mir vorgestellt hatte: Tiefgrün, die verschiedensten Bäume wachsen hoch in den Himmel, es blühen exotische Blumen, bunte Schmetterlinge fliegen wuselig umher und ich sehe sogar eine Ameisenautobahn. Die flinken Ameisen tragen kleine grüne Blätter, die sie von einem Baum abgenagt haben, quer über den Wanderweg. So etwas habe ich bisher nur auf dem Discovery Channel gesehen. Der Amazonas raschelt und knistert, Vögel singen und natürlich ist es nass. Der Boden, die Bäume. Überall. Die erste große Pause machen wir an einem kleinen Wasserfall mit großem Becken, in dem einige Besucher baden. Die ganz Mutigen springen von den Felsen in das kristallklare und kalte Wasser. Von uns geht keiner Baden, Sergio lässt lieber die Drohne steigen – unter den neugierigen Blicken der Kids. Dann geht es nochmal eine halbe Stunde weiter bis zum Wasserfall. Und der rauscht gewaltig!

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Tag 8: Aufregendes Cali

Um 8 Uhr stehen wir vor dem KTM Händler. Sergio erklärt das Problem mit dem Kühler und der Mechaniker meint, sie müssen das Bike erstmal waschen und dann können sie es reparieren. Ich schreie auf! Nein, bloß nicht waschen. Mein mühsam erkämpfter Dreck. Die Jungs lachen. Erhan lässt seine 1290 ebenfalls dort für einen kleinen Service und wir gehen alle zurück ins Hotel zum Frühstücken. Die Reparatur an meiner Kathl wird bis morgen dauern und daher wollen wir uns heute Cali ansehen.

Sergio hat einen Kunden hier – Angel Senior – der zusammen mit seinem Sohn – Angel Junior – ein Enduro-Training bei ihm gemacht hat. Angel schickt uns netterweise seinen Fahrer, der uns die Stadt zeigen soll. Draußen hat es über 30°C, die Klima im Ford Pickup ist auf 18°C eingestellt. Ich sitze hinten in der Mitte und bereits nach kurzer Zeit fröstelt es mich so sehr, dass ich mich zusammenkauer und hinter meinem Turnbeutel verstecke.

Als erstes steuern wir die Cristo Rey Statue an, die eine 1:1 Kopie der Statue in Rio ist, allerdings 12 m kleiner. Cristo schaut auf die 3 Millionen Einwohner Stadt Cali, die sich aktuell hinter einer leichten Smog Decke versteckt. Auf dem Rückweg halten wir kurz an einem Militär-Checkpoint an. Der sehr freundliche Soldat begrüßt uns und auf meine Rückfrage hin erklärt er, dass der Panzer nicht einsatzbereits ist, aber bei großen Unruhen können sie sich darin verstecken, bis Verstärkung kommt. Etwas unterhalb der Straße befindet sich Barrio Siloé, das ärmste und gefährlichste Viertel in Cali. Angeblich gibt es hier täglich Schießereien und andere Verbrechen.

Danach cruisen wir ein bisschen durch die Stadt und halten an einem „Heladeria“ Stand. Hier gibt es Eis und Fruchtdesserts. Endlich wieder Zucker. Wir essen Obstsalat in gefärberter Zuckersirupsoße und Vanille-Eis. Keiner schafft es, ganz aufzuessen. Ein Mann kommt zu unserem Tisch und er möchte unsere Reste haben. Wir sollen alles zusammen in einen Becher schütten. Zuerst bin ich geschockt, beschämt, dann ärger ich mich, dass ich mir den Luxus erlauben wollte, nicht aufzuessen. Aber hätte wir alle nichts übrig gelassen, hätte der Mann jetzt nichts davon. Ist dasnun gut oder schlecht? Hätte ich ihm ein neues Eis kaufen sollen? Ich kann meine Gefühle und Gedanken gerade nicht sortieren und erstrecht nicht in Worte fassen.

Unser nächster Stopp ist das Büro von Motolombia, einem Motorrad-Touranbieter. Sowohl Anita und Sergio, als auch Erhan kennen den dänischen Besitzer Mike, der vor 15 Jahren mit dem Motorrad nach Cali kam, sich in seine jetzige Frau Diana verliebte und hier blieb. Seit 12 Jahren bietet er hauptsächlich onroad Touren auf den aktuellen Modellen von BMW, Yamaha und Kawasaki an. Wir tauschen Motorrad-Reiseerfahrungen aus und verabreden uns später zum Abendessen.

Auf dem Rückweg zum Hotel halten wir in der Mall Chipechape für einige Besorgungen und späten Lunch. Auf dem Weg vom Parkplatz runter hält der Fahrer hinter einer Reihe parkender Autos, steigt aus und geht zum Automat, um das Parkticket zu bezahlen Auf einmal macht es RUMMS und unser Auto wackelt leicht nach links. Dann nochmal. Ich drehe mich nach rechts um und sehe, dass ein weißes Auto ausparken wollte und in unseren Ford gefahren ist. Zweimal! Keine Ahnung was die Frau am Steuer geritten hat. Unser Fahrer kommt zurück, Sergio steigt aus und beide fangen an mit der Frau zu diskutieren. Dann steigen eine weitere Frau und ein ca. 12-jähriger Junge aus dem weißen Auto aus. Dann möchte Erhan auch aussteigen und sich den Schade ansehen. Es ist eine winzigkleine Delle an unserem Kotflügel. Unser Fahrer telefoniert mit seinem Chef, weil die Unfallverursacherin meint, wir sollen es gut sein lassen und fahren. Sein Chef willigt ein. Da meint die Frau auf einmal, sie möchte doch die Polizei rufen. Wie bitte? Sie ist schuld, unser Fahrer war bereit, auf alles verzichten, aber das will sie auf einmal doch nicht? Also rufen beide ihre Versicherungen und Anwälte an. Anita meint, das kann jetzt dauern. Wir warten eine gute Stunde, dann beschließen wir, mit dem Taxi ins Hotel zu fahren. Sergio bleibt bei unserem Fahrer, der mit dem mittlerweile eingetroffenen Allianz Vetreter der Frau spricht. Später erfahren wir, dass die Frau am Ende den Schaden sofort vor Ort zahlen musste. Umgerechnet 35€. Was für ein Irrsinn!

 

Sonnenuntergang in Pamukkale

Als wir morgens zum Sandstrand laufen, ist dieser bereits total überfüllt. Soweit das Auge reicht Sonnenschirme und Liegestühle. Nach gestern Abend hab ich aber auch nichts anderes erwartet. Also Augen zu und durch! Wir legen unsere Mini-Reisehandtücher in den Sand und gehen ins Meer. Trotz der vielen Menschen ist das Wasser schön sauber.

Anschließend frühstücken wir ausgiebig und besprechen die weitere Reise. Gute Freunde von Roland sind gestern Richtung Süditalien gestartet und wir überlegen kurz, ob wir von Griechenland aus nach Bari übersetzen und sie dort treffen. Dann müssten wir allerdings auf Albanien und Montenegro verzichten. Je näher wir der Heimat kommen, umso schwieriger ist es, sich für eine Route zu entscheiden. Wir möchten auf den letzten Metern auf keinen Fall etwas „falsch machen“ und die restlichen Tage perfekt ausnutzen. Aber noch bleiben uns ein paar Tage, bis wir uns entscheiden müssen.

Ab heute ist erstmal Schluss mit Küste, es geht durchs Landesinnere Richtung Canakkale, von wo aus wir übermorgen auf den europäischen Kontinent übersetzen werden. Und da es irgendwie doof ist, den ganzen Tag einfach nur zu Fahren ohne wirkliches Highlight, beschließen wir in Pamukkale zu halten. Auch wenn es hier wieder vor Touristen nur so wimmelt. Das Timing ist mal wieder perfekt, wir erreichen Pamukkale zum Sonnenuntergang. Da man seine Schuhe ausziehen muss, um die weißen Kalksinterterrassen betreten zu dürfen, laufen wir mit unserem schweren Tankrucksack in der einen und den Boots in der anderen Hand durch das Thermalwasser immer weiter nach oben, während gegenüber die Sonne untergeht. Ein bisschen umständlich ist es schon, wir schaffen es trotzdem, den Blick auf die beleuchtete Stadt zu genießen während uns das über 30° warme Wasser zwischen den Zehen durchfließt. Hat ein bisschen was von Wellness. Über 20.000 l Wasser fließen hier täglich über die Felsen und wenn man möchte, darf man sogar baden, allerdings nur in den künstlich angelegten Becken, um die eigentlichen Terrassen nicht zu zerstören.

Wir suchen uns lieber ein Hotel mit Pool und werden direkt in Pamukkale fündig, keine 5 Minuten von den Terrassen entfernt. Das Abendessen dort ist fantastisch und wir schwimmen vor dem zu Bett gehen noch eine Runde. Seit einigen Tagen fühlt sich unsere Reise deutlich mehr nach Urlaub an als Abenteuer. Aber vielleicht ist das auch ganz gut so – in 2 Wochen muss Roland wieder im Büro sein, da kann ein bisschen Erholung vorher gar nicht schaden.