Urlaub an der Côte d’Azur

Ich war schonmal an der Côte d’Azur. Als Kleinkind. Meine Mama erzählt gern die Geschichte, wie ich damals in einem sehr feinen Restaurant auf den Stuhl gemacht habe und sie nur mit Müh und Not das Malheur aus dem Strohgeflecht entfernen konnte. Inzwischen bin ich sauber – sehr zur Freude von Barbara und Jo, die uns in ihrem Bungalow aufgenommen haben. Nach einem ausgiebigen Frühstück auf der Terrasse laufen wir zum Strand und relaxen dort bis zum Spätnachmittag. Danach steigen Roland und ich noch kurz in den Whirlpool, bevor wir zu Ralph ins Krankenhaus fahren. Die OP an seinem Bein ist gut verlaufen und bereits übermorgen fliegt ihn der ADAC nach Hause. Der Heilungsprozess wird einige Monate dauern aber die Ärzte sind zuversichtlich, dass das Bein wieder vollständig hergestellt wird.

Am Abend treffen wir alle anderen der Sultans Familie auf der Pre-Party und natürlich auch Sebastien und Lolo, die beiden Gründer und Veranstalter der Sultans of Sprint. Es ist schön, alle wieder zu sehen und ich freu mich auf unglaublich auf das Rennen morgen und die Party danach. Aber da ich heute irgendwie immer noch relativ müde bin und Roland morgen nach Hause fahren wird, machen wir uns zeitnah auf den Rückweg ins Bungalow.

Die schönste Küstenstraße der Welt. Von Kotor nach Split.

Um 10 Uhr sitzen wir auf den Bikes, bereit für eine Genussfahrt entlang der Adria-Küste. Die Straße führt zuerst durch die Bucht von Kotor, kurz darauf reisen wir nach Kroatien ein. Auch hier vermeiden wir die Autobahn und haben somit für Stunden einen großartigen Blick auf das Meer. Roland und ich sind uns einig: Das ist mit Abstand die malerischte Küstenstraße, die wir je gefahren sind.

Gegen 14 Uhr erreichen wir Dubrovnik. Hier waren wir vor zwei Jahren mit Rolands Kindern im Urlaub und wir erkennen von oben den alten Hafen, von dem aus wir zu einer Schnorcheltour zu den vorgelagerten Inseln gestartet sind. Und natürlich überqueren wir die bekannte Dubrovnik-Brücke, die wir damals „nur“ vom Wasser aus gesehen hatten.

Eine weitere Stunden fahren wir an der Küste, bis wir auf einmal an eine Grenze gelangen. Oha, Roland und ich gucken uns an. Wieso ist denn hier eine Grenze? frage ich Roland. Er weiß es auch nicht und wir müssen ein bisschen schmunzeln über unsere naja Unwissenheit. Aber wir reisen ja genau aus diesem Grund: Um fremde Länder und Kulturen kennen zu lernen und manchmal ist das Fremde gar nicht so weit von Zuhause entfernt. Unsere Pässe werden kontrolliert und jetzt sehen wir es: Wir sind in Bosnien-Herzegowina. Und nach 5 km schon wieder raus und zurück in Kroatien nach einer erneuten Grenzkontrolle. Am nächsten Tag lese ich bei Wikipedia nach, dass wir durch den Neum-Korridor gefahren sind – einen schmalen 5 km langen Küstenstreifen, der eben zu Bosnien-Herzegowina gehört und so Kroatien in zwei Teile teilt. Was für ein Irrsinn und bürokratischer Wahnsinn.

Um kurz nach 18 Uhr erreichen wir den Hafen von Split. Ich hole unsere Tickets im MSC Shop ab und nach einer kurzen Wartezeit und Passkontrolle dürfen wir auf das Schiff fahren. Mit uns sind sechs weitere Motorräder an Bord. Zicki und Rolands nineT werden fest verzurrt und wir gehen zum Checkin auf Deck 7. Unsere Kabine hat die Nummer 110 und ist zu unserer Freude keine 2er Innenkabine sondern eine 4er Außenkabine. Yeah – Updgrade! Nachdem wir uns den Ablegevorgang angesehen haben, gehen wir mit unserem Proviant in das Selbstbedienungsrestaurant und hoffen einfach, dass wir nicht rausgeworfen werden, wenn wir gleich auftischen. Roland hatte uns eine Flasche Wein gekauft und ich uns eine feudale Brotzeit vorbereitet. Die Fähre schaukelt über das Meer und wir freuen uns gerade total, dass wir uns fortbewegen und ein paar Kilometer machen, ohne selbst etwas dafür tun zu müssen.

Einreise nach Albanien / zwei Tage am Meer

In der Nähe von Konitsa könnte man auch nach Albanien einreisen, wir möchten aber gern die sagenhafte Bergstrecke von gestern zu Ende fahren. Nach einer einstündigen, wilden Kurvenjagd überqueren wir bei Kakavija die Grenze. Und in Albanien geht’s genauso weiter: Kurve links, Kurve rechts. Wir fahren nicht einen Meter geradeaus. Als man in Albanien Straßen gebaut hat, waren alle geraden Stücke dieser Welt bereits vergeben, vermute ich.

Albanien ist unter Motorradreisenden und Pauschaltouristen schon länger kein Geheimtipp mehr. An der Küste findet man eine Vielzahl von Hotels, Restaurants und Bars. Es gibt Sand und Kiesstrände, die wunderbar sauber sind und auch das Meer ist klar. Ich kann mir gut vorstellen, dass es im August hier proppevoll ist, aber da die Sommer-Ferienzeit glücklicherweise vorbei ist, wirkt alles etwas eingeschlafen.

Wir fahren weiter bis Himarä, einem kleinen Küstenort, wo wir uns in der Pension „Billy“ ein Zimmer nehmen. Zu der Pension gehört ein kleines Restaurant und bevor wir uns ins Meer stürzen, essen wir Pasta. Das erste Mal Pasta Napoli, die ich nicht über dem Benzinkocher selbst zubereitet habe. Was für ein Luxus und es schmeckt großartig. Da wir in der Pension außerdem unsere gesamte Schmutzwäsche waschen lassen können, beschließen wir, zwei Nächte hier zu bleiben.

Den nächsten Tag verbringen wir zuerst am Strand, wo Roland den Albaner Armand kennenlernt, der hauptsächlich Fahrrad- aber auch Motorradtouren organisiert. Er möchte uns heute Abend ein paar Routentipps geben und Roland verabredet sich mit ihm in seinem Hotel. Vorher mieten wir uns ein Kanu am Strand und rudern die Küste ab. Zwei Segelboote, Typ Weltumsegler, liegen an Bojen, zwei Jugendliche auf einem Jetski fahren hin und her, ansonsten ist hier nix los. Ein ruhiges und entspanntes Albanien.

Als Roland abends von seinem Treffen mit dem Tourguide Armand zurückkommt, strahlt er bis über beide Ohren. Wahnsinn, ich hab eine Tour für die nächsten drei Tage, die haut dich um, sagt er. Von Albanien, nach Mazedonien, wieder zurück nach Albanien bis Montenegro. Pässe, Offroad, Fjorde und Fähre. Alles dabei. Das wird großartig!

Ruhe-und Waschtag am Schwarzen Meer.

Den Tag am Meer haben wir uns verdient. Wir schlafen etwas länger, waschen Wäsche und erkunden anschließend den historischen Stadtkern von Sozopol, essen in einem kleinen Restaurant direkt an der Steilküste zu Mittag (um 15 Uhr) und gehen danach an den Strand und gleich ins Meer. Das Meer ist sauber, das Wasser glasklar und erfrischend. Zurück im Guesthouse planen wir mit Hilfe von Rolands Türkei Karte (Auflage von 1987 – inkl. Jugoslawien!) die Route für morgen. Wir werden bis kurz vor Istanbul fahren, dort übernachten und am nächsten Tag die türkische Schwarzmeerküste weiter entlang, bis wir irgendwann in ein par Tagen Trabzon erreichen und es von dort weiter durch Ostanatolien Richtung Iran geht.