Tag 12: Im Amazonas

Ich habe die Nacht kaum geschlafen, trotzdem stehe ich um 7 Uhr auf, da wir heute relativ zeitig in den Amazonas aufbrechen möchten. Das Frühstück ist ein Gedicht: Pancakes mit Früchten, Müsli und Frischkäseflocken. Wie immer muss ich mein Essen gegen Katzen und Hunde verteidigen.

Direkt bei unserem Hostal POSADA DANTAYACO ums Eck liegt der Eingang zu „Fin del mundo“, einem Amazonaswanderweg an dessen Ende man einen 80 m hohen Wasserfall erreicht. Mein linkes Knie ist stärker geschwollen als gestern, trotzdem möchte ich mit den anderen mitgehen oder besser humpeln. Statt dem starken Tramadol nehme ich Ibuprofen, außerdem gibt mir Anita Lidocain Pflaster. Ausreichend gedopt kann es losgehen!

Das Klima hier ist tropisch warm, bereits jetzt hat es 25°C und die Luftfeuchtigkeit ist ziemlich hoch. Nachdem wir uns am Eingang von Fin del mundo registriert haben, begleitet uns ein Guide das erste Stück. Als er sieht, dass ich humpel, bringt er mir einen Stock. Für die Wanderung zum Wasserfall brauche ich fast 3 Stunden. Der Weg ist teilweise sehr steil und steinig, außerdem an manchen Stellen so rutschig, dass ich mich an den Bäumen festhalten und hochziehen muss. Die anderen warten geduldig oder helfen mir über die sehr steilen und matschigen Passagen. Und der Stock ist wirklich Gold wert, so kann ich das Knie etwas entlasten.

Der Amazonas ist genauso wie ich ihn mir vorgestellt hatte: Tiefgrün, die verschiedensten Bäume wachsen hoch in den Himmel, es blühen exotische Blumen, bunte Schmetterlinge fliegen wuselig umher und ich sehe sogar eine Ameisenautobahn. Die flinken Ameisen tragen kleine grüne Blätter, die sie von einem Baum abgenagt haben, quer über den Wanderweg. So etwas habe ich bisher nur auf dem Discovery Channel gesehen. Der Amazonas raschelt und knistert, Vögel singen und natürlich ist es nass. Der Boden, die Bäume. Überall. Die erste große Pause machen wir an einem kleinen Wasserfall mit großem Becken, in dem einige Besucher baden. Die ganz Mutigen springen von den Felsen in das kristallklare und kalte Wasser. Von uns geht keiner Baden, Sergio lässt lieber die Drohne steigen – unter den neugierigen Blicken der Kids. Dann geht es nochmal eine halbe Stunde weiter bis zum Wasserfall. Und der rauscht gewaltig!

Wenn man sich bis zum Rand begeben möchte, muss man ein Geschirr anziehen. Obwohl ich weiß, dass ich gesichert bin, ist mif trotzdem flau im Magen und ich robbe mich nur sehr langsam an den Rand vor. Beim Blick nach unten wird mir schwindlig und ich rutsche gleich wieder ein Stück zurück. Anita fragt, ob wir den Wasserfall hinabsteigen wollen. Wir müssen dann aber auch wieder hoch kraxeln. Kostet 95.000 Pesos. Nein danke, ich verzichte!

Zurück geht es auf dem gleichen Weg. Als mich einer der Ranger humpeln sieht, möchte er mir unbedingt eine Bandage anlegen. Er meint, das erleichtert mir den Abstieg und er hat recht. Nach knapp 3 Stunden sind wir wieder in unserer Unterkunft. Das Abendessen lasse ich heute ausfallen. Um 17 Uhr liege ich total erschöpft im Bett und ich wache nur mal kurz auf, als es anfängt stark zu regnen und ich das Gefühl habe, dass gleich die Welt untergeht. Bis mir einfällt, dass ich ja im Amazonas bin und das hier vermutlich nur ein kleiner Schauer ist.

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